Montag, 22. April 2013

Aussteigen / Umsteigen

In der ZEIT habe ich ein schönes Interview gefunden. Manche der Zitate hätten von mir sein können. :-) Ich bin ja auch quasi ausgestiegen oder umgestiegen. Aber lesen Sie selbst...

DIE ZEIT, 14. März 2013
Interview mit Christine Wolff: "Ich wollte anders leben"
- über das Zweitstudium einer Topmanagerin und Aufsichtsrätin mit Ende 40

"Ich wollte anders leben. Ich saß ständig im Flieger, in alle zwei Jahre umgezogen, hatte viel Stress. [...] Ich wollte öfter mal zu Hause bleiben. Ich wollte meine Nachbarn kennenlernen, beim Bäcker erkannt werden, mit meinem Mann ins Kino gehen."
"Dass ich die erste Frau [im Aufsichtsrat von Hochtief] war, empfinde ich als nicht so spannend, da ich immer viel mit Männern zusammengearbeitet habe. [...] Ich kenne es so gesehen nicht anders. Einen gewissen Exotenstatus habe ich seit 25 Jahren."
Antwort auf die Frage: "Welche Eigenschaften haben Sie [beruflich] so weit gebracht?"
"Ich habe immer darauf geachtet, eine Aufgabe zu haben, die mir Freude macht. Nur dann ist man auf Dauer erfolgreich. [...] Frauen sind oft sehr fleißig und haben den Anspruch, alles 150-prozentig zu machen. Aber dann fehlt ihnen die Zeit, rauszugehen, sich zu zeigen, bei den richtigen Veranstaltungen Vorträge zu halten.
[...] Ich glaube, dass man in den ersten Jahren des Berufsleben viel Zeit investieren sollte, um sein Handwerk zu lernen. Aber dann muss man sich bekannt machen."
Und nach dem Ausstieg?
"Es gab warnende Stimmen, dass mir der Verlust des Status bestimmt etwas ausmachen würde. Plötzlich hat man ja keine tolle Visitenkarte, keinen Dienstwagen mehr.
Aber es hat mir nichts ausgemacht, ich habe es im Gegenteil genossen, einmal einfach nur ich selbst zu sein."
"Die meisten können meinen Schritt, noch einmal etwas Neues zu beginnen, gut nachvollziehen. Ich habe festgestellt, dass viele Menschen in meinem Alter das auch tun oder gern tun würden."
"Nach all den Erfahrungen, die ich bisher in meinem Berufsleben gemacht habe, den schönen, aber auch den bitteren, ist es mir besonders wichtig, dass gute Werte in einem Unternehmen herrschen."

***

Ich möchte aber noch hinzufügen, dass dieser Fleiß und die Bescheidenheit, die an Frauen immer so kritisiert werden, weil wir uns damit selbst bei der Karriere behindern, die werden von uns ja auch eingefordert. Wenn eine Frau einen Fehler macht, dann heißt es gleich "Wusste ich doch, dass Frauen sowas nicht können" oder "Hatte ich doch Recht mit meinen Bedenken, du bist hier falsch". Und ständig wieder wird von mir Bescheidenheit eingefordert. Oft genug hat man von mir sogar gefordert, dass ich einsehe, dass ich gewisse Dinge nicht kann, obwohl ich sie zuvor bei einem anderen Arbeitgeber jahrelang erfolgreich gemacht hatte. Plötzlich, nach Jobwechsel, konnte ich das angeblich nicht mehr. Meine Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Beruf sind nicht gewachsen, teilweise sogar geschrumpft als sei ich mit zunehmender Erfahrung verblödet. Das was ich in meinen ersten Jobs direkt nach dem Studium machte, traut mir heute keiner mehr zu.
Natürlich liegt es an mir. Als ich Ende 20 war, machte es mich noch nervös, einen Vortrag zu halten. Das passte zu den Erwartungen der anderen. Man konnte mich bemitleiden und trösten. Heute nicht mehr. Heute sind es die anderen, die mir sagen, ich müsse nervös sein, denn schließlich könne nicht JEDER einen Vortrag halten, und ich hätte das ja noch nicht oft gemacht. Keine Ahnung, wie fremde Leute immer wieder auf die Idee kommen, ich hätte noch keine Vorträge gehalten oder noch keine Vorlesung. Sie gehen da wohl von sich selbst aus.

Sonntag, 21. April 2013

Risk estimation results - impossible to publish?

During the last years, I have done 10 (!) experiments about risk estimation. Most of them stay unpublished. A minute ago, I decided to give up. It is no coincidence that I get all my submissions in the software engineering comunity rejected. It is systematic. And it is no coincidence that the psychologists did publish my results. They know how hard it is for poor human brains to cope with probabilities. But in the software engineering research, this is unknown. And this easily explains why no experiments or quantitative experience about risk estimation are published in this research comunity. I always wondered because I could not believe that I am the first software engineering researcher investigating the quantitative quality of risk estimation.
I have spent some time to go through reviewer comments and decided that I can not remedy their critics. Results from risk estimation always look like rubbish. There is no reason for concluding that the experiment participants didn´t do their best or that the researcher failed.
Well, I give up. As long as disciplines do separate work, the software engineering comunity will continue to believe that probabilities can be estimated and risk estimates can be taken serious. Although other disciplines have already shown that they can´t.
Anyway, I learned a lot during the experiments and I hope that the participants also did. We know what we know and no-one can take it from us!

Samstag, 20. April 2013

OOModels

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Das gilt auch für objektorientierte Modellierung.
Die Plattform OO Models ist ein offenes Verzeichnis ("Wikipedia für OO-Modelle"), in dem open source Modelle abgelegt werden.

Jede Wiki-Seite beschreibt je eine Modellklasse, in einer speziellen Kurzschreibweise, als Klassendiagramm gezeichnet und/ oder als XMI. Für den Download können die Modelle umgewandelt werden in andere Formate.

Lädt man diese Modelle in Software für modellbasierte Entwicklung hoch, dann können daraus vollständige Anwendungen erzeugt werden.

Eine solche Software wird von der Firma Sphenon kommerziell vertrieben, die auch das Wiki initiiert hat.

Oomodels ist davon jedoch unabhängig, es dient als Kollaborationsplattform zum Austausch und zur Entwicklung von Modellkomponenten, aus denen jeder mit beliebigen Mitteln Software herstellen kann. U.a. wird ein open source eclipse-Plugin angeboten, mit welchem Artefakte aus oomodels direkt in den workspace hochgeladen werden.

Um die kollaborative Arbeit zu fördern, gibt es eine Reihe von Hilfsmitteln in oomodels, etwa Namespaces zur Organisation oder auch die Möglichkeit, Versionen zu signieren.

Alle sind eingeladen, die Plattform zu nutzen oder zu ihr beizutragen.

Donnerstag, 18. April 2013

Back from CreaRE

The CreaRE workshop took place last week and I am currently writing the reports. For all those who could not be with us and will not read the workshop proceedings, a short summary at this place:
First, in her invited key note talk, Chris Rupp told us that practitioners do not use creativity techniques. However, they are creative. She summarized and opposed different experts´ views with respect to creativity. Is creativity chaotic or systematic? Do we need to be mentally ill for being creative, be a genius or can everyone be creative?
Anyone can, be sure. Being competent is helpfull and being intelligent also. The environment can influence creativity and especially whether a creative idea becomes a new product.
The student experiment of Victoria Sakhnini, Luisa Mich and Daniel M. Berry showed that a number of two persons per group is ideal when being creative - at least in the tested context.
Koen van Turnhout, Stijn Hoppenbrouwers, Paul Jacobs, Jasper Jeurens, Wina Smeenk, and René Bakker presented us their experiences with the "1:10:100" Method. As they are no requirements engineers, but designers, they added new perspectives on creativity.
Hans Hartmann advocated for involving testers into the process of requirements engineering, because their "evil creativity" adds ideas which other roles might now have.

This year, for the first time, CreaRE invited the paper authors and program committee members to present results of their creative activities in an art exhibition. We were able to enjoy the following exhibits:
• Several really professional photos by Chris Rupp (see also on: http://www.chrisrupp.net/)
• A specification and sample of a perfect bagel satisfying all requirements, by Daniel Berry (see also: https://cs.uwaterloo.ca/~dberry/#RiseAndShine)
• Some short lyrics by Andrea Herrmann
Unfortunately, the hotel could not provide us with a piano. Otherwise, Hans Hartmann would have given a concert during the coffee break!

And, last but not least, we discussed questions for further research on creativity in RE or RE in creativity. The resulting list is too long for a blog posting, but the most important are:
  • How do we know that we have created enough ideas and which of them are good?
  • How can we know which technique works best in a specific given setting? Experienced persons judge this intuitively, but how can this intuitive knowledge be made explicit?
  • What about the difference between brand new ideas and incremental improvements? How are these types of ideas supported by different techniques?

Freitag, 5. April 2013

Umfrage "Internet und Nachhaltigkeit"

Hier ein Link zu einer Umfrage für eine Master-Arbeit zum Thema "Internet und Nachhaltigkeit":
http://ida.umwelt-campus.de/limesurvey/index.php?sid=48968&lang=de

Einladung der Forscherin:
In dieser Arbeit geht es um Möglichkeiten den Datenverkehr im Web zu reduzieren, um dadurch Energie einsparen zu können. Diese Optimierungen bleiben jedoch nicht ohne Auswirkungen auf die entsprechenden Bilder, Grafiken, Videos oder ähnliches. Eine Umsetzung der Maßnahmen ist nur dann sinnvoll, wenn das Ergebnis von den Besuchern einer Seite akzeptiert wird. Mit der Umfrage möchte ich herausfinden, welche Maßnahmen von Internetnutzern akzeptiert werden. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa 30 Minuten. Selbstverständlich ist die Umfrage anonym.

Schon jetzt herzlichen Dank für eure Unterstützung!

Mehr Infos zu meiner Thesis: www.nachhaltige-medien.de - und bei mir persönlich ;)

viele Grüße aus dem Hunsrück
Eva

Dienstag, 2. April 2013

CreaRE Workshop next week!

Next week takes place the CreaRE Workshop on Creativity in Requirements Engineering: Monday 8 April in Essen, see the program here!
There will also be an art exhibition with photos of Chris Rupp and Maya Daneva, and some poems written (and translated) by myself.

Sonntag, 31. März 2013

Ethics and the influence of new technologies

New technologies especially the virtual world open new possibilities and threats. Our emotions are not made for virtual worlds, and some of the laws neither. I like this article of Stan Mack about "The Effects of Technology on Moral Development", especially the factors that lead to new opportunities for immoral behaviour and reduced possibilities of punishment. I am the old-fashioned person who thinks that in the virtual world, the same laws and principles hold as in the real world. The virtual world is just an extension of the "real world", no replacement. And as for copyright: Why do young people demand "their" right on free access to the intellectual properties of others? Why do they think that artists must work for free and donate their work results to the world? Why do they not demand the same from the baker around the corner? And what do they think that software developers will earn their living on, when they give away all software for free? Such demands clearly reflect a student´s view on the world who can invest much time in just-for-fun art and software projects. It´s a great time for them, but it will not last for their whole life! I am happy that Wikipedia gave me the opportunity to donate to them because Wikipedia has been more useful for me than most of the lexica which I bought. Money is nothing dirty, it is one important currency for paying thanks! Another one is respect for other peoples´ work.

Mittwoch, 27. März 2013

Gunter Dueck: Die Feinde der Innovation

Laut Roger´s Technology Adoption Life Cycle Model werden Innovationen gemacht von Innovatoren, dann von den Early Adopters ausprobiert, anschließend von der Early Majority übernommen, dann von der Late Majority und zuletzt von den ewiggestrigen Laggards.
Günther Dueck erklärte uns die Mechanismen und Schwierigkeiten von Innovation am 12. März in seinem Key Note Vortrag auf der REConf in München so:
Es gibt jeweils einen Gap zwischen den Phasen sowie zeitlichen Verzug. Dies führt zu Schmerzen und Hürden für eine frischgebackene Innovation.
An einer wirklich neuen Idee muss man 10 Jahre lang dran bleiben und sie weiterverfolgen, obwohl man dabei Prügel einsteckt. Leider können das junge Leute weniger gut als die alten. Und die alten haben keine zehn Jahre mehr Zeit!
Die Early Adopters, die neue Technologie ausprobieren, sind entweder stolz auf ihre Fortschrittlichkeit oder verrückt genug, in eine unreife Technologie Zeit und Geld zu investieren.
Bei dieser Akzeptanz von Innovation stößt man bereits auf den ersten Gap, nämlich den zwischen Erfindung und Business. Dueck nennt den Business Plan eine "erzwungene Lüge". Hier wird der Erfinder, der eigentlich mit der rechten Gehirnhälfte (die der Innovation, Kreativität und Phantasie, die der vernetzten Mindmaps) denkt, in einer ihm fremden Sprache seine Innovation verkaufen. Das Business denkt mit der linken Gehirnhälfte, und diese kann nur Listen, Organisationscharts und Tabellen verarbeiten. Sobald das Business Budget freigegeben hat, dann ist aber die Innovation immer noch nicht auf dem Markt, sondern dann kommt die "dritte Gehirnhälfte" zum Einsatz, nämlich der Bauch, der Wille, der Macher.
Genau genommen stören sowohl der Techie als auch der Manager bei der Innovation. Der Techniker sagt: "das ist technisch nicht möglich" und meint damit eher: "Ich habe keine Lust, etwas Neues zu probieren. Das macht mir nur Arbeit." Und der Manager sagt dauernd: "Dafür haben wir kein Geld." Was aber tatsächlich gebraucht wird, ist das Ausprobieren. Man macht einen Plan, probiert ihn aus und dann funktioniert es nie so, d.h. man muss den Plan schnell an die Realität anpassen. Und das "kann keiner".
Selbst wenn in Sonntagsreden das Ausprobieren und das Risiko als wichtig und gut bezeichnet werden, wenn die Mitarbeiter dazu aufgefordert werden, mutig zu sein und auch Fehler zu machen, so gilt das nur im Allgemeinen. Im Einzelfall ist es dann doch verboten.

Hat man es jedoch geschafft und einigen experimentierfreudigen Early Adopters die Innovation verkaufen können, so folgt der nächste Gap. Die Majority hat ihre vorgefertigten Anforderungen und die will sie erfüllt haben, bevor sie etwas Neues kauft. Diese Anforderungen muss man annehmen können und das Produkt entsprechend weiterentwickeln, statt sein mangelhaftes Produkt zu verteidigen und
die Leute dazu überreden zu wollen, dass sie trotzdem kaufen müssen. Nein, sie müssen nicht!

Zwischen der Early Majority und der Late Majority finden wir den Gap zwischen Open Minds und Close Minds. Die Close Minds finden bei jeder Innovation Fehler und Gegenargumente, befürchten bei jeder Änderung gleich den Untergang der Kultur. Um diese auch noch ins Boot zu holen, muss man jahrelang hart kämpfen. Bis die Innovation irgendwann selbstverständlich zum Alltag gehört.

Deutschland ist wenig innovativ, so Dueck. Die USA haben letztlich viele deutsche Erfindungen erfolgreich vermarktet: das Auto, die Glühbirne, das Telefon. Na gut, das Internet stammt aus der Schweiz. Woran liegt das? Deutsche lassen sich nicht auslachen, sie stehen nicht zu ihren Innovationen. Darum kommen Deutsche mit ihren Erfindungen immer nur bis zum Prototypen und nicht weiter. Danach beginnt das Ausgelachtwerden und das erträgt man ja nicht.

Ganz besonders wenig trägt die Forschung zur Innovation bei, also genau diejenigen, die dafür bezahlt werden, Vollzeit nichts anderes zu tun als innovativ zu arbeiten. Warum? Geforscht wird nur gegen Förderung, danach ist Schluss. Bis zur Beendigung des Forschungsprojektes hat der Fördergeber den Förderschwerpunkt geändert, also werden nun Anträge zu anderen Themen eingereicht und eine Innovation daher nur drei statt zehn Jahre weiterverfolgt. Auch so kommt man gerade mal bis zum Prototypen. Und genau genommen arbeiten Forscher nicht auf Innovationen hin, sondern auf Impact Points ihrer wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Nach diesen Veröffentlichungen, dem Prototypen, der Preisverleihung und dem Projektende müsste richtig gearbeitet werden, die Innovation auf den Markt gebracht. Dazu kommt es nicht mehr. Schuld daran ist nicht nur das Ende der Förderung. Wäre die Innovation etwas wert, würde vielleicht jemand in sie investieren. Doch sie wurde entwickelt in einem geschlossenen System aus Innovatoren, Rückmeldung gab es nur von Gutachtern und Forschungskollegen. Mögliche Kunden haben nicht mehr als Interesse gezeigt und das genügt nicht.

Noch schlimmer steht es mit der Innovationsunterstützung durch das Management. Diese denken nur quartalsweise, ihre Aufmerksamkeitsspanne hält gerade mal für einen 90-Sekunden-Pitch. Und Berater wollen alles methodisch machen, wollen Innovationen mit ihren Managementmethoden verwalten. Auch Innovationsberatung bringt wenig, denn sie ist nur Nachhilfe für Firmen, die keine Innovationen haben. Mit Nachhilfe bringt man sie aber maximal auf mittelmäßiges Niveau und das ist zu wenig.

Am schnellsten und innovativsten sind daher kleine Firmen, die von sich aus bereits innovativ sind! Wenn eine Idee gut ist, bringen sie sie auf den Markt und der Markt kauft. Ganz einfach.

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